Die Pankratiuskirche von Ohnastetten

Pankratiuskirche von Ohnastetten

Die Kirche mit den zwei Heiligen

Erhaben steht sie da mit ihrem markanten schwarzen Schieferturm: Die Pankratiuskirche von Ohnastetten feiert in diesem Jahr ihr 250. Jubiläum. Zum offiziellen Festgottesdienst im Mai kam auch die Kreisarchivarin Dr. Irmtraud Betz-Wischnath und erklärte, wie das kleine Gotteshaus gleich zu zwei Namenspatronen kam.

Im Innenraum der Kirche hängen sie sich friedlich gegenüber: Der heilige Mauritius und heilige Pankratius, der heutige Namenspatron der Kirche. Doch offenbar wurde der heilige Mauritius nie offiziell abgelöst. Laut zeitgenössischen Quellen stand in Ohnastetten vor 1430 an selber Stelle bereits eine kleine Kapelle, die ursprünglich dem heiligen Mauritius geweiht war. Mauritius war der Legende nach der Anführer der Thebaischen Legion und wird in der römisch-katholischen Kirche seit dem 4. Jahrhundert als Heiliger verehrt. Er war ein Schutzheiliger des Heeres, der Infanterie, der Messer- und Waffenschmiede und wurde angerufen vor Kämpfen, Gefechten und Schlachten. Das Reichsschwert und die Heilige Lanze wurden ab dem Hochmittelalter ebenfalls auf den heiligen Mauritius zurückgeführt.

Die Ohnastettener Kapelle wurde im Laufe der Zeit zur Filiale der Offenhausener Pfarrei, die aber wiederum dem heiligen Pankratius geweiht war. Mit der Ernennung zur Pfarrkirche – die Quellen erwähnen erstmals einen eigenen Pfarrer in Ohnastetten im Jahre 1460 – kam es zum Kuriosum: Kurzerhand wurde wohl auch der heilige Pankratius aus Offenhausen nach Ohnastetten übertragen.

Warum das so war, lässt sich nicht mehr ganz nachvollziehen. „Es fand hier kein Patrozinenwechsel statt, sondern eine Patrozinenvermehrung“, betonte Historikerin Betz-Wischnath in ihrem Festvortrag. Als Patrozinium wird die Schutzherrschaft eines Patrons oder einer Patronin bezeichnet, der eine Einrichtung (Kirche, Spital, Schule) unterstellt wird. Deshalb hängen die beiden Heiligen also bis heute einträchtig an den Wänden des in den 1960er Jahren grundlegend renovierten Ohnastettener Gotteshauses. Der heilige Pankratius (* um 290 in Phrygien; † um 304 in Rom) ist übrigens ein römischer Märtyrer der frühen christlichen Kirche.

Name bleibt trotz Reformation

Trotz der Reformation 1517 blieb der Name. Allerdings hatte Ohnastetten in den Jahren 1635 bis 1689 weder Kirche noch Pfarrer – das Gotteshaus war während des 30-jährigen Krieges komplett zerstört worden. Im Jahre 1618 erhielten die Ohnastettener vom Herzog die Genehmigung, Geld für die Wiederherstellung der Kirche zu sammeln. „1763 wurde dann eine neue Kirche gebaut“, so Betz-Wischnath. Die sah freilich anders aus, als das heutige Ensemble mit seinen Anbauten wie dem Anfang der 1970er Jahre errichteten Gemeindehaus, das auch die weit über die Region hinaus bekannte „Franziska-Bibliothek“ beherbergt. Die 384 Bände waren eine Schenkung der frommen Franziska von Hohenheim (1748 – 1811), der zweiten Ehefrau des Herzog Karl Eugens von Württemberg. Die wertvolle Sammlung ist mit ihrem religiösen, kirchengeschichtlichem, philosophischen und literarischem Inhalt eine wahre Fundgrube für Historiker. Ihr zu Ehren wird in Ohnastetten alljährlich im Juli das Franziska-Fest gefeiert. Anfangs gab es übrigens auch noch ein eigenes Pfarrhaus, das wurde allerdings im Zuge des Neubaus der Ortsdurchfahrt Anfang der 1970er Jahre abgerissen.

Gemeinsame Sache mit Holzelfingen

Seit vielen Jahren gehört die Kirchengemeinde von Ohnastetten mit der Kirchengemeinde des benachbarten Ortes Holzelfingen zusammen. Gottesdienste finden sonntags immer im Wechsel in Holzelfingen und in Ohnastetten um 9.20 Uhr und um 10.30 Uhr statt. Sechs mal im Jahr feiern beide Gemeinden den OHO-Gottesdienst. Dieser besondere Gottesdienst zeichnet sich durch eine große Themenvielfalt aus und wird von einem langjährigen Mitarbeiterteam, dass sich aus beiden Kirchengemeinden zusammensetzt, gemeinsam vorbereitet. Für Kinder und Erwachsene gibt es verschiedene Angebote in speziellen Gruppen und Kreisen. Seit 2008 ist Pfarrer Frieder Dietelbach für die Pankratiuskirche zuständig. Er hält immer freitags zwischen 17 und 18 Uhr eine Sprechstunde im Gemeindehaus ab.

Frieder Dietelbach ist auch der bislang letzte einer langen Liste von Namen auf einer Holztafel im Innenraum der Pankratiuskirche. Die Tafel führt seit 1555 sämtliche Pfarrer, die in Ohnastetten Gottes Wort verkündet haben, auf. Die Pfarrliste, angeführt von Johannes Seidler, der von 1555 bis 1567 in Ohnastetten wirkte, wurde anlässlich des 250. Jubiläums der Kirche feierlich enthüllt.

Sonntags zum Gottesdienst ist die rund 180 Menschen fassende Pankratiuskirche immer offen. „Die Kirche ist immer auch ein Ort der Besinnung, ein Ort an dem Kraft für die Erfordernisse des Alltags geschöpft werden kann“, sagt Frieder Dietelbach.

Informationen:
Evangelisches Pfarramt Holzelfingen
St.-Blasius-Straße 6, 72805 Holzelfingen, Telefon.: 07129 – 2245

Text: Kerstin Dannath